DAS ERSTE KARTÄUSERKLOSTER
Nachdem Innozenz VI. im Jahr 1352 zum Papst erkoren war, beschloss er aus Treue und Anerkennung zu seinem Freund, dem Ordensgeneral der Kartäuser Jean Birelle, neben seiner Residenz eine Kartause zu errichten. Damit wollte er aber auch nach der prachtvollen Epoche seines Vorgängers Klemens VI. eine Rückkehr zur Strenge und Einfachheit symbolisieren. Die Gründungsbulle des Kartäuserklosters von 1356 hatte die Gründung einer Gemeinschaft zum Ziel, zu der außer 12 Patres ein Prior, vierzehn Konversen, zwei Krankenpfleger, zwei Kleriker und neun Hausangestellte gehören sollten, sowie ausreichend Güter zu deren Unterhalt. Es dauerte einige Jahre, bis die Anlage fertig war, zu der östlich von Palais und Konsistorium ein großer, sogenannter Friedhofs-Kreuzgang gehörte (bis zur Französischen Revolution wurden die Mönche dort begraben). Er war an drei Seiten von 13 Mönchshäuschen umgeben. Es gab zudem einen sogenannten Kolloquiums-Kreuzgang mit einem Kapitelsaal, einer Kirche mit Sakristei und einem Glockenturm, die heute nicht mehr existieren. Die Kirche wurde 1358 geweiht. Sehr viel später kamen einige für das Ordensleben notwendigen Haushaltsräume hinzu: eine Waschküche - ‚Bugade‘ genannt - und eine Bäckerei.
Alles ist von hohen Schutzmauern umgeben. Sämtliche Bauarbeiten wurden aus der persönlichen Schatulle des Papstes finanziert. 1360 sah Innozenz VI. seinen baldigen Tod voraus und ließ im Südteil der Kirche eine Seitenkapelle einrichten, in der seine Grabstätte angelegt werden sollte.
Am 12. August 1362 räumte der Papst dem Kartäuserkloster mit mehreren Bullen Privilegien ein. Er enthob es von Lasten, Steuern und Unterhalt, die dem päpstlichen Hof zu entrichten waren, ebenso vom Zehnt auf bestehenden und zukünftigen Besitz. Im gleichen Jahr enthob der französische König Johann der Gute die Kartause ebenfalls von den Abgaben auf Getreide, Wein und sonstige Waren. Seine Nachfolger taten es ihm gleich und bestätigten jeweils die Privilegien des Klosters oder dehnten sie noch aus. Von Karl V. bis Ludwig XV., also von 1380 bis 1724, zeigten sich die Könige Frankreichs- oft bei einer Durchreise durch Villeneuve-lès-Avignon - in der Ausübung ihrer Macht großzügig.
Am 12. September 1362 starb Innozenz VI. Er hatte eine Bestattung in der Kirche des Kartäuserklosters gewünscht. Der Architekt Betrand Nogayrol, die Bildhauer Thomas de Tournon und Barthélémy Cavalier bauten in der Dreifaltigkeitskapelle seine Grabstätte. Der Leichnam des Papstes verblieb kurz in der Kirche Notre Dame des Doms und wurde am 22. November 1362 im Beisein des französischen Königs in der Kapelle bestattet. Das Grabmal wurde 1798 gemäß Gesetz des Jahres II über historische und künstlerische Objekte zu den schutzwürdigen Gütern von Villeneuve gezählt. Die Kapelle wurde Staatseigentum und mit ihm das Grabmal. Sie wurde an einen einheimischen Landwirt verkauft, der sie in einen Schuppen umfunktionierte und besorgniserregend verfallen ließ. In diesem Zustand entdeckte Prosper Mérimée, Inspektor der historischen Bauwerke, am 11. September 1834 das Grabmal, das er im folgenden Jahr in die Kapelle des Gemeindehospizes verlegen ließ. Im Jahr 1959 fand Innozenz VI. die Ruhe der Seitenkapelle in der Kirche wieder.