DIE KARTAUSE UND IHRE GESCHICHTE
Der Ursprung der KARTAUSE DES VALS DER BENEDIKTION geht auf den Willen des Papstes Innozenz VI. zurück. Nach seiner Wahl im Jahre 1352 schenkte er dem Kartäuserorden seinen Palast und den Grund und Boden, den er als Kardinal in Villeneuve lez Avignon besaß. Die erste Stiftung, ursprünglich für ein Dutzend Geistlicher vorgesehen, wurde zügig gebaut, und Papst Innozenz VI. verlieh ihr zahlreiche Privilegien. Er vertraute die Dekoration seiner Privatkapelle dem Künstler Matteo Giovannetti an, der die Fresken des Palastes der Päpste realisiert hatte. Am 1362 wurde er nach eigenem Wunsch in der Kartause begraben, zu der er eine starke Verbindung hatte. Sein Mausoleum, das nach der Revolution verlegt wurde, wurde 1959 an seinen ursprünglichen Platz in die Kirche zurückverlegt. Sein Werk wurde von seinem Neffen Pierre Selva de Montirac, Bischof von Pamplona, weitergeführt. Die Errichtung des Klosters Saint-Jean wurde unter seiner Führung nach der Zerstörung des Kardinalpalastes abgeschlossen.
Im Laufe der Jahrhunderte nahm der Reichtum der Kartause zusammen mit ihrem Einfluß zu. Ihre Schönheit ebenfalls entfaltete sich, vor allem dank den Verschönerungen von François Des Royers de la Valfenière. Mit ihren drei Kreuzgängen wurde sie zu der größten Kartause Frankreichs. Während der Französichen Revolution wurde die Kartause aufgeteilt und verkauft, und ihre Bibliothek samt Kunstwerke zerstreut. Sie erlitt schwere Schäden. 1835 wurde der Schriftsteller Prosper Mérimée, zu dieser Zeit Aufsichtsbeamter für Historische Denkmäler, durch die Zerstörung der Kirche und der Fresken auf die Kartause aufmerksam. Er beschloß umgehend Schutzmaßnahmen. 1909 nahm der Staat mit Hilfe der Vermessungen des Architekten Jules Formigé die Sanierung des Klosters in Angriff. Restaurierungsarbeiten wurden angefangen, und es wurde entschieden, die Gebäude des ursprünglichen Geländes nach und nach zurückzuerwerben. Heute wird der Besucher durch die wohlausgewogenen Proportionen der nun fast vollständig restaurierten Kartause verzaubert, sowie durch die Ruhe ihrer Kreuzgänge und das Licht, das durch die Lücke einer abgestürtzten Apsis in die Kirche fällt. Die jetztige Aufgabe dieses Denkmals ergibt sich aus seiner strengen Bauart um offene Räume, die für ein Leben in Einsamkeit innerhalb der Gemeinde erbaut wurden. Sie ist weiterhin mit der Stadt Avignon sehr verbunden, die dank ihrem Festival zu einem weltweit bekannten Zentrum für Theater innerhalb von vierzig Jahren wurde.
HEUTIGES SHICKSAL EINES KLOSTERS DES 14. JAHRHUNDERTS
Mit der Unterstützung des Nationalen Amtes für Historische Denkmälerund Stätte des Kulturministeriums und der Gebietskörpeschaftenwurde 1973 ein den Künstlerresidenzengewidmeten Kulturzentrum eingerichtet. Es ist ein origineller Versuch, eine Sanierung durchzuführen, mit dem Ziel, ein nationales Kulturprojekt zu beherbergen. Das Centre national des écritures du spectacleist derzeit in Frankreich und Europa eine der bedeutendsten Künstlerresidenzen für dramaturgische Schriften. Jedes Jahr werden fast sechzig Residenzen an Autoren und Theaterensembles, Forschungs- und Experimentierlabors vergeben und Ausbildungszyklen und Meisterkurse organisiert. Bei offiziellen Proben und Veranstaltungen mit Stipendiaten oder sonstigen Gastkünstlern hat die Öffentlichkeit regelmäßig Zutritt, insbesondere im Juli, in Partnerschaft mit den Theaterfestspielen von Avignon.